Einmal ist kein Mal
Liebe Leserinnen und Leser, heute
melde ich mich mit meinem neuen Blog zurück. Das Thema ist wie eh Chemie im
Meerwasseraquarium. Als Chemiker ist es mir ein Bedürfnis, in die vielen
Behauptungen mal wieder Klarheit für die Aquarianer zu bringen.
Dass man für die Pflege seines Riffbeckens
auch Spurenelemente benötigt, ist seit dem letzten Jahrhundert bekannt.
H.B. Balling hat bei der Vorstellung
seines Systems zur Versorgung des Aquariums mit Kalzium und Karbonat
auch die einzelnen Spurenelemente beschrieben. Damals war es noch möglich
gewesen, dass der Aquarianer die einzelnen Lösungen nach der Vorschrift von
Balling selbst herstellen konnte. Heute können Privatpersonen die dafür
notwendigen Chemikalien nicht mehr selbst einkaufen.
Man kennt heute 11 Elemente, die als
Spurenelemente eine biologische Bedeutung haben; das sind die Elemente Zink,
Mangan, Kupfer, Molybdän, Eisen, Nickel, Kobalt, Chrom, Jod,
Selen, Vanadium, in der Reihenfolge ihrer Bedeutung.
Bei manchen vermischt sich hier Dichtung
und Wahrheit und es werden weitere Elemente hinzugefügt.
Die Dosierung der 11 Elemente
versuchte man schon damals zu vereinfachen, dazu mische man einzelne Lösungen
miteinander.
Da die einzelnen Elemente ein
unterschiedliches Redoxpotential haben, führt dies dazu, dass die Elemente sich
gegenseitig oxidieren und reduzieren. Dadurch verlieren sie häufig ihre
biologische Bedeutung. Infolge dieser Reaktion der Elemente miteinander färbt
sich die Lösung, die verschiedene Spurenelemente enthält, braun. In der älteren
Literatur findet man zahlreiche Fotos von diesen Lösungen.
Da sich braune Lösungen nicht verkaufen
lassen, wendet man einen chemischen Kunstgriff an, um die Elemente voneinander
zu trennen und an einer Reaktion miteinander zu verhindern. Man gibt den
Salzlösungen daher ein starkes Komplexmittel zu, das diese Aufgabe
übernimmt. Damit die Lösungen auch im Verkaufsraum lange stabil bleiben.
Ein gebräuchliches Mittel ist EDTA, ein sehr starkes Komplexmittel. So chemisch
komplexiert sind die Elemente daran gehindert, miteinander zu
reagieren. Dieser Komplex ist so stabil, dass er auch im Aquarium bestehen
bleibt. Die einzelnen Spurenelemente sind damit biologisch nicht mehr
verfügbar. Da sich die Konzentration der einzelnen Elemente durch Abschäumung
und Filterung reduziert, entsteht der Eindruck eines Verbrauches.
Wen es interessiert, wo die Elemente
bleiben, kann einmal das Wasser aus dem Schaumtopf
seines AS analysieren.
Setzt man zur Pflege seines Aquariums eine
"Allesineinem" Lösung ein, ist die Analyse
des Aquariumswassers Quatsch. Da man nur die Verteilung der
komplexierten, biologisch unwirksamen Elemente erfasst.
Das wäre genauso sinnvoll, wenn man aus
dem Laufe der Sterne am Abendhimmel den Zeitpunkt für einen Wasserwechsel
bestimmen wollte.
Wenn man jetzt eine Analyse des Wassers
vornimmt, erhält man nur die Verteilung der Elemente, die alle biologisch nicht
wirksam sind. Die ICP bestimmt nur Elemente, EDTA kann sie
nicht bestimmen.
Was passiert, wenn man basierend auf den
Resultaten der Analyse „fehlende“ Spurenelemente zusetzen möchte? Die
verwendete „Allesineinem“ Lösung enthält häufig einen Überschuss an
EDTA in der Folge werden zugesetzte Spurenelemente gleich komplexiert und
so in einen biologisch unwirksamen Zustand überführt.
Sicherlich fragen Sie sich jetzt, kann man
das überprüfen, dass die verwendete Lösung einen Überschuss an EDTA
enthält? Ja, das ist möglich, wenn man seinem Aquarium ein Spurenelement
zusetzt, dessen Reaktion im Aquarium bekannt ist. Wenn die erwartete
Reaktion ausbleibt, ist das Element durch Komplexierung unwirksam gemacht
worden.
Es gibt verschiedene Spurenelemente, die
man für diesen Test einsetzen kann. Einfach ist die Zugabe (2 Tropfen/10 L)
einer EisenIIlösung. Normalerweise reagiert die Lösung stark und führt zum
Überschäumen des Abschäumers. EisenII ist ungiftig.
Wenn man sein Aquarium mit Spurenelementen
pflegen möchte, erlaubt die Chemie nur zwei Wege.
Den Wasserwechsel oder die einzelne
Dosierung der Elemente.
Wie das automatisch geht, erkläre ich später.
Der nächste Blog hat den Titel „Der
richtige Zeitpunkt“
Danach kommt noch mal ein Post zum Thema
Cyanos.
Bis dahin verbleibe ich.
Happy Reefing Andreas
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