Sonntag, 8. Oktober 2023

Einmal ist kein Mal

 

Einmal ist kein Mal

 

Liebe Leserinnen und Leser, heute melde ich mich mit meinem neuen Blog zurück. Das Thema ist wie eh Chemie im Meerwasseraquarium. Als Chemiker ist es mir ein Bedürfnis, in die vielen Behauptungen mal wieder Klarheit für die Aquarianer zu bringen.

Dass man für die Pflege seines Riffbeckens auch Spurenelemente benötigt, ist seit dem letzten Jahrhundert bekannt.

H.B. Balling hat bei der Vorstellung seines Systems zur Versorgung des Aquariums mit Kalzium und Karbonat auch die einzelnen Spurenelemente beschrieben. Damals war es noch möglich gewesen, dass der Aquarianer die einzelnen Lösungen nach der Vorschrift von Balling selbst herstellen konnte. Heute können Privatpersonen die dafür notwendigen Chemikalien nicht mehr selbst einkaufen.

 

Man kennt heute 11 Elemente, die als Spurenelemente eine biologische Bedeutung haben; das sind die Elemente Zink, Mangan, Kupfer, Molybdän, Eisen, Nickel, Kobalt, Chrom, Jod, Selen, Vanadium, in der Reihenfolge ihrer Bedeutung.

         

Bei manchen vermischt sich hier Dichtung und Wahrheit und es werden weitere Elemente hinzugefügt.

 

Die Dosierung der  11 Elemente versuchte man schon damals zu vereinfachen, dazu mische man einzelne Lösungen miteinander.

Da die einzelnen Elemente ein unterschiedliches Redoxpotential haben, führt dies dazu, dass die Elemente sich gegenseitig oxidieren und reduzieren. Dadurch verlieren sie häufig ihre biologische Bedeutung. Infolge dieser Reaktion der Elemente miteinander färbt sich die Lösung, die verschiedene Spurenelemente enthält, braun. In der älteren Literatur findet man zahlreiche Fotos von diesen Lösungen.

Da sich braune Lösungen nicht verkaufen lassen, wendet man einen chemischen Kunstgriff an, um die Elemente voneinander zu trennen und an einer Reaktion miteinander zu verhindern. Man gibt den Salzlösungen daher ein starkes Komplexmittel zu, das diese Aufgabe übernimmt. Damit die Lösungen auch im Verkaufsraum lange stabil bleiben. Ein gebräuchliches Mittel ist EDTA, ein sehr starkes Komplexmittel. So chemisch komplexiert sind die Elemente daran gehindert, miteinander zu reagieren. Dieser Komplex ist so stabil, dass er auch im Aquarium bestehen bleibt. Die einzelnen Spurenelemente sind damit biologisch nicht mehr verfügbar. Da sich die Konzentration der einzelnen Elemente durch Abschäumung und Filterung reduziert, entsteht der Eindruck eines Verbrauches.

Wen es interessiert, wo die Elemente bleiben, kann einmal das Wasser aus dem Schaumtopf seines AS analysieren.

Setzt man zur Pflege seines Aquariums eine "Allesineinem" Lösung ein, ist die Analyse des Aquariumswassers Quatsch. Da man nur die Verteilung der komplexierten, biologisch unwirksamen Elemente erfasst. 

Das wäre genauso sinnvoll, wenn man aus dem Laufe der Sterne am Abendhimmel den Zeitpunkt für einen Wasserwechsel bestimmen wollte.

Wenn man jetzt eine Analyse des Wassers vornimmt, erhält man nur die Verteilung der Elemente, die alle biologisch nicht wirksam sind. Die ICP bestimmt nur Elemente, EDTA kann sie nicht bestimmen.

 

Was passiert, wenn man basierend auf den Resultaten der Analyse „fehlende“ Spurenelemente zusetzen möchte? Die verwendete „Allesineinem“ Lösung enthält häufig einen Überschuss an EDTA in der Folge werden zugesetzte Spurenelemente gleich komplexiert und so in einen biologisch unwirksamen Zustand überführt.

Sicherlich fragen Sie sich jetzt, kann man das überprüfen, dass die verwendete Lösung einen Überschuss an EDTA enthält? Ja, das ist möglich, wenn man seinem Aquarium ein Spurenelement zusetzt, dessen Reaktion im Aquarium bekannt ist. Wenn die erwartete Reaktion ausbleibt, ist das Element durch Komplexierung unwirksam gemacht worden.

 

Es gibt verschiedene Spurenelemente, die man für diesen Test einsetzen kann. Einfach ist die Zugabe (2 Tropfen/10 L) einer EisenIIlösung. Normalerweise reagiert die Lösung stark und führt zum Überschäumen des Abschäumers. EisenII ist ungiftig.

 

Wenn man sein Aquarium mit Spurenelementen pflegen möchte, erlaubt die Chemie nur zwei Wege.

Den Wasserwechsel oder die einzelne Dosierung der Elemente.

Wie das automatisch geht, erkläre ich später.


Der nächste Blog hat den Titel „Der richtige Zeitpunkt“

Danach kommt noch mal ein Post zum Thema Cyanos.

Bis dahin verbleibe ich.

 

Happy Reefing Andreas

 

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